Sonntag, 22. Januar 2012

Geschafft!!!

Puerto Natales - Punta Arenas - Ushuaia - Bahia Lapataia (Fin del Mundo)

4.1.12 - 21.1.12


Eins vornweg: Ich hab’s geschafft!!! Ich bin am Ziel!!! Ich bin in Ushuaia angekommen!!!

Doch nun alles schoen der Reihe nach und noch ein kleiner Nachtrag zum letzten Blog-Eintrag: Ich wurde zweimal bei der Polizei als vermisst gemeldet! Die Hostalmitarbeiter in Puerto Natales, wo ich mein Velo und das uebrige nicht benoetigte Material waehrend meiner Wandertage im P.N. Torres del Paine deponierte, machten sich Sorgen um mich, da der Park seit zwei Tagen total evakuiert war und ich immer noch nicht zurueck war. Ich genoss ja bekanntlich in dieser Zeit den menschenleeren Park.

Von Puerto Natales gings dann mit viel Wind von allen Seiten (doch, ach wie hab ich’s genossen, meistens von hinten) zuegig durch das weite, flache und zivilisationslose patagonische Grasland nach Punta Arenas an der Magellan-Strasse. In der Ferne sehe ich schon Feuerland, mein Ziel kann nicht mehr weit sein. Doch vorerst gibts nochmals einen Wandertag und vor allem einen Besuch bei einer grossen Magellan-Pinguinen-Kolonie. Ach sind diese Tiere putzig und unterhaltsam. Ich koennte diesen Geschoepfen stundenlang zusehen. Doch auch die Rueckfahrt mit dem Schiff beschert mir nochmals Spektakel: 5 Wale tummeln sich in naechste Naehe.
Und dann setze ich endlich mit der Faehre ueber auf die Insle Feuerland. Ich bin da, sechs Monate lang habe ich Feuerland als mein Ziel angegeben, nun stehe ich auf dieser Insel. Es fehlen allerdings noch ca 500km bis ans wirkliche Ziel Ushuaia und das Ende aller Strassen. Doch dank herrlichem Rueckenwind fliege ich dem Ziel foermlich entgegen. Vorerst gehts nochmals durchs Grasland zum Teil direkt an der Kueste, spaeter aendert sich die Landschaft nochmals, die Anden baeumen sich noch ein letztes Mal auf und ich geniesse die letzten Kilometer durch die Berge vorbei an Seen und Waeldern. Und dann ploetzlich erblicke ich etwas, das mich fast etwas erschreckt: die Ortseinfahrt von Ushuaia! Ich habs geschafft, ich bin am Ziel. Freudenjuchzger! Neben der riesen grossen Freude ueber das Erreichte herrscht aber auch etwas Wehmut, geht nun doch eine unglaublich tolle Reise langsam aber sicher zu Ende. Es ist fast nicht zu glauben. Doch von Ushuaia, der suedlichsten Stadt der Welt, zieht es mich schnell weiter an mein endgueltiges Ziel, das Ende aller Strassen im P.N. Tierre del Fuego. Schon auf der Fahrt dahin bekomme ich immer wieder Applaus und Winke von den vorbeifahrenden Fahrzeugen. Und als ich dann da eintreffe wo die Strasse endet, werde ich von einer Toefffahrergruppe mit viel Applaus begruesst. Nochmals riesige Freude bei mir. Es ist ein sehr spezielles aber super Gefuehl am Ziel zu stehen das man waehrend genau 6 Monaten strampelnd angepeilt hat. Und ploetzlich werde ich und mein guter, treuer Schorsch (mein Velo) zu dem Highlight am Ende der Welt. Foto hier, Foto da und natuerlich immer ich und Schorsch mal mit, mal ohne Begleitung als Sujet. Doch bald habe ich vom Rummel genug und verziehe mich auf einen kleinen fast leeren Camping an wunderbarer Lage. Hier verbringe ich nochmals drei tolle Wandertage.

Nun bin ich wieder zurueck in Ushuaia und mache mich schon bald bereit fuer die Heimreise. Doch vorerst freue ich mich auf zwei Tage Buenos Aires und dann freue ich mich darauf wieder nach Hause zu kommen
• und darauf schon am Morgen zu wissen wo am Abend mein Bett steht
• auf saubere Duschen und WC’s
• darauf zu wissen wo und wann es Wasser gibt und es von der Leitung zu trinken
• darauf zu wissen wann, wo und was ich einkaufen kann und auch mal etwas zu kaufen das gekuehlt werden muss
• auf viel gruenen Salat
• auf feines, knuspriges schweizer Brot
• und natuerlich und vor allem darauf, euch alle wieder zu sehen!
• ...


Ich werde natuerlich auch einiges vermissen, wie zum Beispiel
• Die Freiheit und Unbeschwertheit des Reisens
• Die Freiheit, das zu tun und zu lassen was ich gerade will
• Die so tollen, farbigen, abwechslungsreichen Landschaften und Tiere Suedamerikas
• Jeden Tag draussen zu sein und mich nach herzenslust zu bewegen
• Viele schoene Uebernachtungsplaetze zu finden
• Kochen mit so unterschiedlichen Ausblicken wie tosender Pazifik, Vulkane, Wueste, winddurchtostes Grasland, Bergspitze, vorbeihopelnde Hasen, freche Voegel...
• Die vielen so herzlichen, hilfsbereiten und interessierten Suedamerikaner
• Die Lebensfreude der Suedamerikaner
• Die vielen farbigen Maerkte
• Die feinen Jugos
• Die spannenden Begegnungen mit anderen Reisenden
• ...


Ich versuche hier zum Schluss der Veloreise noch einen kurzen „statistischen“ Rueckblick einer tollen Reise zu geben:

• Total gefahrene Kilometer: 7763
• Total Stunden an denen sich meine Veloraeder drehten: 450
• Hoechster Punkt mit dem Velo: 4950mum (Sol de la manana)
• Hoechster Punkt zu Fuss: 5753mum (Nevado Pisco)
• Tiefster Punkt: ca -1m (beim Bad im Pazifik)
• Laengste Veloetappe: 186km
• Kuerzeste Veloetappe: 17km
• Schwierigster Moment: Cusco, Sprechzimmer des Arztes und den Worten des Arztes: „Ueli hat eine Thrombose. Ihr koennt gleich hinauf aufs Zimmer“
Oder ist es doch der Moment als Ueli in Cusco am Flughafen hinter dem Zoll verschwindet?
• Schoenster Moment: unmoeglich zu sagen, es gab so viele
• Laengste Zeit ohne Wassernachschub: 2 ½ Tage
Laengste Zeit ohne Nahrungsnachschub: 8 Tage
• Laengste Zeit ohne Dusche: 14 Tage
• Defekte:
o 6x Platten
o 2x Velostaender abgebrochen (schweres Gepaeck, viel Wasser und Windboeen lassen gruessen)
o 1x Trinkflaschenhalterung ausgerissen (der Wind laesst nochmals gruessen)
o 1x Rueckspiegel abgebrochen
o 1x Fotoapparat mit zuviel Sand im Getriebe (und nochmals schiebe ich die Schuld dem Wind - kombiniet mit Atacamawuestensand - in die Schuhe
o Einige Loecher in den Kleidern

Also alles nur kleine Bagatellen, Glueck gehabt.

Der naechste kurze Blogeintrag wird dann wohl schon aus der Schweiz sein.

Hasta luego y suerte

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