Freitag, 21. Oktober 2011

Wow, soooo schoen!

3.10 bis 20.10.2011

La Paz - Oruro - Salar de Uyuni - Lagunenroute - San Pedro de Atacama (Chile)

Als erstes gibts mal eine kleine Hitliste (nach Haeufigkeit) der Fragen , die die neugierigen Suedamerikaner stellen:

1. Von welchem Land kommst du? (wird mir auch waehrend dem Fahren von ueberall her zugerufen)

2. Wie teuer ist dein Velo (auch mit ueber 20-facher Untertreibung bringe ich die Suedamerikaner immer noch ins Staunen)

3. Von wo nach wo faehrst du? (Die meisten koennen das nicht ganz einordnen, staunen aber trotzdem)

4. Wie heisst du? (die am einfachsten zu beantwortende Frage)

5. Wie lange dauert der Flug von der Schweiz nach Suedamerika? (auch hier bringe ich die Suedamerikaner mit grosser Untertreibung immer noch ins Staunen)

6. Wie teuer sind deine Schuhe?

7. Wieso reist du alleine? (Tja, das war ja anders geplant...)


So, nun aber zur tollen Etappe zwischen La Paz und San Pedro de Atacama.

Von La Paz heisst es erstmals wieder die 400 Hoehenmeter auf der Stadtautobahn hinauf nach El Alto zu ueberwinden und El Alto zu durchqueren. Ein echter Horror, zuerst Stau (die Autos stehen so dicht, dass ich auch mit dem Velo nicht durchkomme), dann schneiden mir die unzaehligen Taxis und Minibuse beim Stoppen und Abfahren dauernd den Weg ab und spaeter rasen die Lkws an mir vorbei. Aus meiner Sicht ist das viel die gefaehrlichere Strasse als die angeblich „world’s most dangerous road“ (Todesstrasse). Ich habs ueberlebt und konnte spaeter die Weiten des Altiplanos wieder in vollen Zuegen geniessen. In Oruro heisst es dann Grosseinkauf machen, denn die naechsten 3 Wochen werde ich in Abgeschiedenheit verbringen und kaum Einkaufsmoeglichkeiten haben. Das Ganze entpuppt sich als nicht ganz einfaches Unternehmen. Der Einkaufsmarathon dauert fast einen ganzen Tag. Der Markt ist zwar riesig, aber das Richtige und fuer lange Haltbare zu finden ist nicht ganz einfach.

Schon bald heisst es Abschied nehmen vom so gut rollenden Asphalt und sich mit den holprigen Schotter- und Sandpisten Boliviens vertraut zu machen. Die Pisten sind zwar schlechter, dafuer habe ich sie fast fuer mich alleine, kein nervender Verkehr und auch die Plaetzchen fuer mein Zelt werden von Abend zu Abend schoener. Nach 2 ½ Tagen Holperei erreiche ich den Salar de Uyuni, der groesste (mehr als 10‘000km2) und hoechste Salzsee der Erde. Einfach nur wow... Unglaublich diese unendliche, weisse Weite und noch fast unglaublicher, ich fahre mit dem Velo quer durch. Ich peile die Insel in der Ferne an und los geht die 40km lange, schnurgerade Fahrt durch das weisse Salzmeer. Auf der Isla Incuhasi marschiere ich durch den „Kaktuswald“ und schlage mein Zelt an bester Lage auf (offiziell waere das nicht erlaubt). Am Morgen bewundere ich den Sonnenaufgang am Horizont des Salars dirket vom Zelt aus. Und nochmals 40km durch das unendliche Weiss. Dann wirds wieder etwas ungemuetlicher. Der Weg nach San Juan ist noch weit, voller Waschbrettstrassen, Sand und vor allem gehts gegen den stuermischen Wind. Ich komme kaum voran, schiebe das schwere Velo immer wieder durch den Sand und zu allem Uebel wirbelt jeder Touristenjeep eine riesige Staubwolke direkt in mein Gesicht. Ich sehe aus wie ein paniertes, fluchendes Schnitzel. In San Juan ist nochmals Esswaren bunkern angesagt, das ist die letzte Einkaufsmoeglichkeit fuer die naechsten 10 Tage. Die Laeden sind munzig klein, das Angebot sehr beschraenkt, doch nach Aufsuchen von x Laedeli und klopfen an ebensovielen Tueren bin ich mit meiner Ausbeute zufrieden.

Mit dem schwer beladenen Velo (Essen fuer 10 Tage, Wasser fuer gut 2 Tage) starte ich also ins Abenteuer „Lagunenroute“. Eine Strecke auf schlechter bis sehr schlechter Piste, Einsamkeit pur, Hoehen zwischen 3600m und 4900m, aber gewaltige und eindrueckliche Natur. Laut Velofuehrer die schwerste und haerteste Velostrecke ganz Suedamerikas. Die ersten 1 ½ Tage sind wirklich hart und gepraegt von Gegenwind (sogar auf dem flachen und harten Salar de Chiguana schaffe ich ich kaum 5km/h), schlechte Piste mit viel Waschbrett und Sand (das bedeutet fahren, absteigen, schieben, aufsteigen, fahren, absteigen, schieben, aufsteigen, stuerzen... -> die Stuertze sind verursacht durch Wind und Sand und somit ist die Landung im Sand meistens sanft, nur einmal lande ich mitten in einem stacheligen Gebuesch), Verfahren (meine Routenbeschreibung taeuscht sich um 12 km, das heisst alles wieder zurueck und das bei diesen Verhaeltnissen). Aber auch hier finde ich wieder tolle und mehr oder weniger windgeschuetzte Zeltplaetzchen. Die Naechte sind eisigkalt. Beim Abwaschen des Geschirrs gefriert das Wasser sofort, bevor ich das Geschirr abtrocknen kann. Damits am Morgen nicht nur gefrorenes Wasser zum Zmorgen gibt, wird am Abend bereits eine Thermosflasche voll heisser Tee gemacht und eine Wasserflasche kommt mit in den Schlafsack.

Nach dem harten Einstieg in die Lagunenroute wirds immer eindruecklicher und schoener und da realisiert man die Haerte gar nicht mehr. Es geht vorbei an diversen Lagunen, eine schoener als die andere. Wow... Flamingos suchen in den Lagunen nach Essbarem, dahinter wunderbar geformte Vulkane. Die Wuestenlandschaft ist eindruecklich und trotz ihrer Kargheit abwechslungsreich und farbintensiv. Der Wind und Sand formen bizarre Steingebilde. Bei diesen tollen Anblicken lohnt sich jede Anstrengung. Zum Teil stehle ich mit meinem Velo zwar der Natur etwas die Show. Sobald ein Touristenjeep vorbeifaehrt wird wie wild fotografiert, nachgerannt um eine noch bessere Foto machen zu koennen, aplaudiert und es gibt sogar Wasser und Fruechte von den Touris. Das tut gut, ist doch beides etwas Mangelware bei mir.
Am Abend verkrieche ich mich nach dem Kochen moeglichst schnell in mein Zelt, ich will ja nicht als Eisklotz erstarren. Aber was gibt es schoeneres als nach einem anstrengenden und schoenen Tag am Abend im Zelt im Schlafsack zu liegen, heissen Tee und Guezli zu geniessen, den Tag revue passieren zu lassen und dem Wind zu lauschen der am Zelt ruettelt?

Und was sehe ich am 4. Tag weit vorne in der Wueste??? Tatsaechlich, da strampeln zwei Velotourenfahrer vor mir her. Bald habe ich sie eingeholt und fuer die naechsten 2 Tage fahre ich gemeinsam mit Julie und Yannic durch die traumhafte Landschaft. Es geht hoch bis auf 4929 Meter ueber Meer (fuer mich neuer Hoehenrekord mit dem Velo) und vorbei an Geysirfeldern. Da dampfts und qualmts gewaltig. Am Tag 6 auf der Lagunenroute erreichen wir am Abend die Laguna Chalviri mit kleinem Restaurant und heissen Quellen. Da goennen wir uns doch als allererstets ein Bad im heissen Wasser. Was fuer eine Wohltat! Seit Oruro (12 Tage) ist Wasser absolute Mangelware und ich habe seither keine Dusche, geschweige denn ein heises Bad gesehen. Also geniesse ich das Bad in vollen Zuegen und dazu gibts wunderbare Blicke auf die Laguna, Flamingos und im Hintergrund schneebedeckte Vulkane. Wow.... Wie im Traum. Dann schaffen wir es, dass wir im Restaurant am Boden unsere Schlafsaecke ausrollen duerfen, ein super Nachtessen und ein riesiges Zmorgen bekommen und das alles fuer knapp 4 Franken. Fuer uns ein kleines Paradies.

Tja und dann am Tag 8 geht diese wunderbare Lagunenroute langsam aber sicher zu Ende. Es gilt nochmals einen happigen Aufstieg zu bewaeltigen und schon bald quere ich die Grenze zu Chile und erreiche eine Asphaltstrasse! Was fuer ein Fahrgefuehl auf dem harten und flachen Asphalt nach ca. 700km auf ueblen Schotter- und Sandpisten. Und als Dessert der Lagunenroute folgt eine 45 km lange Abfahrt auf Asphalt von 4600m auf 2400m nach San Pedro de Atacama. Wow.... Mit jedem Meter spuehre ich wie’s waermer wird. Das Oasenstaedtchen San Pedro kommt mir auch wieder vor wie ein kleines Paradies. Nach Wochen erblicke ich wieder gruene Baeume, hoere Vogelgezwitscher und es gibt eine Essensvielfalt par exellence. Und es gibt auch ein richtiges Bett und eine warme Dusche, wo ich allen Staub und Sand von mir wegspuehlen kann.

Diese Etappe war wohl etwas vom Eindruecklichsten das ich je mit dem Velo gemacht habe. Das Beschreiben der Naturschoenheiten gelingt mir nicht, auch die Bilder zeigen nicht die ganze Schoenheit, man muss es einfach selbst erlebt (erfahren) haben.

Nun erhole ich mich hier in San Pedro noch etwas und freue mich auf die drei Besucher in Santiago.

So, nun hoffe ich dass es diesmal klappt mit dem veroeffentlichen des Blogs. Habe den ganzen Blog gestern schon mal geschrieben und beim speichern ist das ganze Ding abgestuerzt und weg wars... Ich bin halt wirklich ein Computerbanause ;-)

Hasta luego

Sonntag, 2. Oktober 2011

Adios Peru, Bienvenidos Bolivia

Puno - La Paz

Der Titicacasee mit seiner tiefblauen Farbe zog mich so in seinen Bann, dass ich gleich zwei "Ruhetage" am See einzog. Der erste in Puno mit einem wunderbaren Bootsausflug zu den bekannten (aber auch sehr touristischen) schwimmenden Schilfinseln und zur Insel Taquile. Die vielen Touristen haben aber auch ihr Gutes, so trifft man doch wiedermal auf Landsmaenner mit denen man noch einen tollen Abend in Puno verbringen kann. Den zweiten sogenannte Ruhetag gabs nach dem Grenzuebertritt nach Bolivien in Copacabana. Auch hier wieder eine Bootsfahrt zur Isla del sol, wo ich mich dem Touristenstrom entzog und auf eigene Faust die wunderbare Insel bewanderte. Dabei musste natuerlich fast jeder Huegel und jeder Zipfel der Insel ausgekundschaftet werden. Und immer wieder faszinierte mich die intensive Farbe und die Groesse des Sees. Fantastisch!!!
In Juli, einem kleinen Staedtchen am Titicacasee, schaffte ich, die bis jetzt kuerzeste Etappe bis zur ersten Pause. Gerade mal 500m vom Hotel schaffte ich, und ich brauchte die erste Pause. Ich rang um Atem und die Beine schmerzten schon, ich hatte eben eine unglaublich steile Stadtausfahrt erwischt und immerhin bin ich auf gut 3800m. Nach 5 Minuten Erholung gings wieder wunderbar...
Die Einfahrt nach La Paz durch den Millionenvorort El Alto war alles andere als ein Vergnuegen. Viel Verkehr, Chaos, Hunde... (Der Velofuehrer beschreibt da ganz richtig: ein stinkendes Dreckloch). Dafuer war dann der Blick auf La Paz 400 Hoehenmeter unter mir gewaltig und die Fahrt ins Zentrum auf der Stadtautobahn angenehm.
In Laz Paz konnte ich es mir nicht entgehen lassen, die gefaehrlichste Strasse der Welt(Todesstrasse) zu befahren. Seit der Hauptverkehr ueber die neue Strasse geleitet wird, hat sich die Situation auf der Todesstrasse um einige verbessert und man trifft vor allem auf Biker. Mit guter Downhillausruestung und in Begleitung eines Amerikaners raste ich also von 4700m (Schneebedeckte Berggipfel) runter auf 1300m in den Dschungel vorbei an atemberaubender Natur und noch atemberaubenderen Abgruenden.